Innovationskultur: Beispiele innovativer Unternehmen
Bei der Etablierung einer Innovationskultur und der Steigerung der Innovationsfähigkeit eines Unternehmens spielt das mittlere Management eine wichtige – zum Teil unterschätzte – Rolle. Führungskräfte können das kreative Potenzial von Mitarbeiter/-innen gezielt fördern. In diesem Artikel erfahren Sie anhand von Beispielen, wie Führungskräfte das Ideenmanagement und das Innovationsmanagement bestmöglich unterstützen können und in ihrem Team eine Innovationskultur etablieren.
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Innovationskultur braucht neue Führungsstile
„Befehl! Vorrücken!“ Das frühere Verhältnis zwischen Chefs und ihren Mitarbeitern war vor allem von Befehl und Gehorsam geprägt. Vorgesetzte ordnen an, Mitarbeiter führen aus. Diszipliniert. Korrekt. Ohne Widerspruch. Hierarchien, die an das Militär erinnern.
Schwer vorstellbar, dass sich eine Innovationskultur auf diese Art und Weise erzeugen lässt. „Geistesblitze! Jetzt zünden!“ Kreativität und klassisches Chef-Mitarbeiter-Denken vertragen sich nur schwer miteinander. Entsprechend sind Führungskonzepte stark im Wandel. Moderne Managementkonzepte und –philosophien unterscheiden sich fundamental von früheren Führungsstilen.
Für die US-Wissenschaftler Alan G. Robinson und Sam Stern besteht der Aufbau einer Innovationskultur in erster Linie darin, die Wahrscheinlichkeiten von Innovationserfolgen erhöhen.
„Es ist vergleichbar mit dem Betrieb einer Spielbank. Obwohl die Spielbank nicht weiß, wie jeder einzelne Spieler an jedem einzelnen Tisch abschneidet, weiß sie doch, dass sie, wenn genügend Kunden kommen, die lange genug spielen, einen sehr vorhersehbaren und stabilen Profit generiert.“
Für den Aufbau einer Innovationskultur hat US- Buchautor Ray Anthony beispielsweise einen eigenen Führungsstil identifiziert: „Innovative Leadership“. Aus seiner Sicht „eine Person, die ein Maximum an effektiver Kreativität bei ihren Anhängern fördert und darauf ihren Fokus legt.“ Er nennt sie „Wachrüttler“, die Menschen dazu bringen, „Dinge anzugreifen von denen sie bislang nur geträumt haben.“
Hauptaufgabe des Managements ist es, eine Innovationskultur zu etablieren, in der Führungskräfte als positives Beispiel für neue Ideen wirken und ihre Mitarbeiter/-innen entsprechend führen. Ein Team, von dem nur das Mögliche verlangt wird, wird selten das Unmögliche schaffen. Ein Team, das dazu angehalten wird, innerhalb bestehender und erprobter Lösungsmuster zu denken, wird nur wenige Ideen außerhalb dieser Grenzen bekommen. Anspruchsvolle visionäre Ziele zu setzen und normale Grenzen regelmäßig zu verschieben ist die Grundlage einer lebendigen Innovationskultur.
Innovationskultur: Beispiele aus der Praxis
Intel
Innerhalb der Innovationskultur gilt der Grundsatz Ideen lassen sich nicht erzwingen. Aber Druck in Form von hohen konkreten Innovationszielen kann Berge versetzen. Entsprechend ist die klare Orientierung an Zielen ein gutes Beispiel für den Aufbau einer Innovationskultur. Jeder Mitarbeiter hat ein klares Bild der Innovationsstrategie und von den Problemen, die zwischen dem Ist-Zustand und dem neuen Produkt stehen. Probleme sind genau definiert, es gilt, sie zu überwinden. Umfangreiche Tools helfen den Entwicklern, diese hohen Ziele zu erreichen. So findet zweimal jährlich das Intel Developer Forum statt. Eine Herausforderung: Intel fordert die Teilnehmer auf, ihre schwierigste technische Frage auf den Tisch zu legen – und sie von einem Expertenpanel diskutieren zu lassen.
General Electric
Schon der geniale Erfinder Thomas Edison, auf den General Electric zurückgeht, hatte ein ehrgeiziges Innovationsziel: „Eine kleine Erfindung alle zehn Tage, eine große alle sechs Monate.“ Dieser Gedanke setzt sich in der Innovationskultur des Unternehmens bis heute fort. Jeder Leiter eines Geschäftsfelds ist zum Beispiel dazu verpflichtet, in jedem Jahr drei neue Ideen für Wachstum vor einem speziellen Komitee vorzutragen. So entsteht ein beinahe automatischer Reflex, im eigenen Verantwortungsbereich die Rahmenbedingungen für diese Ideen zu schaffen: Ziele setzen, Grenzen definieren und Mitarbeitern den notwendigen Freiraum geben, innerhalb dieser Grenzen Ideen zu entwickeln. Ein Beispiel dafür, wie eine Innovationskultur durch interne Richtlinien gefördert werden kann.
Amazon
Es gibt ein altes Klischee einer Innovationskultur: Eine Kultur, in der Menschen vollkommen frei herumspinnen und denken können. Das Beispiel Amazon zeigt das Gegenteil: Beschränkungen fördern kreatives Denken. Wenn Sie drei Millionen Euro für die Entwicklung einer Werbekampagne haben, denken Sie an einen teuren Werbespot. Wenn Ihre Aufgabe darin besteht, mit 300.000 Euro die gleiche Wirkung zu erzielen wie mit drei Millionen, müssen Sie zwangsläufig kreativ werden. „Sparsamkeit fördert Innovationen, genauso wie es andere Beschränkungen tun.“ Das ist eine Grundphilosophie von Amazon-Unternehmensgründer Jeff Bezos. Bis heute ist das Unternehmen ein Beispiel für eine Innovationskultur, die Kreativität durch Beschränkungen fördert. So wie bei Google. Auch hier gilt die Philosophie: Massive Beschränkungen in Zeit, Geld und manchmal sogar Ressourcen stimulieren ungewöhnliche Lösungen.
Beispiele für Mitarbeiter-Autonomie in einer Innovationskultur
Beim Aufbau einer Innovationskultur gilt „intrinsische Motivation“ seit Jahren als einer der Hauptfaktoren für Kreativität – und damit als großer Erfolgsfaktor. Wenn sich Mitarbeiter zum Beispiel mit einem Problem auseinandersetzen können, das sie selbst reizt und für das sie Leidenschaft empfinden, werden die Ergebnisse des kreativen Denkprozesses mit hoher Wahrscheinlichkeit besser werden, als wenn kreative Aufgaben nach dem klassischen Delegationsprinzip verteilt werden. Der Grund liegt auf der Hand: Wenn Sie wirklich Leidenschaft für ein bestimmtes Thema empfinden, arbeiten Sie sich schneller und tiefer in die Materie ein. Niemand braucht Ihnen zu sagen, was Sie lesen oder recherchieren sollen – Sie tun es von alleine. Und Ihr Kopf hört nicht auf zu denken wenn Feierabend ist.
Die folgenden Beispiele zeigen, dass Unternehmen in einer Reihe strategisch wichtiger Felder ihrer Innovationskultur und ihres Innovationsmanagements dazu übergegangen sind, dass sich Mitarbeiter/-innen ihre Themengebiete selbst suchen.
Nike
In der Innovationskultur gilt zum Beispiel der Grundsatz: Freiheit statt Stechuhr. Nur wenige Unternehmen geben ihren kreativen Mitarbeitern so viel Freiheit wie Nike seinen hunderten von Designern einräumt. Turnschuhe oder Zubehör bei Nike zu entwerfen, „bedeutet nicht, gegen die Uhr zu kämpfen, sondern es zu erlauben, der eigenen Leidenschaft zu folgen“, sagt John Hoke, verantwortlich für das globale Schuhdesign. Ein Beispiel für eine kreative Innovationskultur, die davon geprägt ist, Inspirationen weit außerhalb der klassischen Meetingräume zu sammeln und in Ideen zu verwandeln. „Wenn Du Dich hinsetzt und Ideen entwickelst, ist es eine Kombination aus allem, was Du in Deinem Leben getan und gesehen hast,“ sagt der berühmte Schuh-Designer Tinker Hatfield. Er ist der Designer des Nike Air Sportschuhs. „Interessanterweise haben diese Schuhe ihre Wurzeln in der Architektur des Centre George Pompidou in Paris,“ erklärt er. Nike verwandelt diese offene Art des Denkens und die Freiheit, die Designer erhalten, in einen klar messbaren „Return on Creativity“. Kurz gesagt: Nike verwandelt kreative Freiheit in Profit.
Beispiel für Inspirationen als Treiber der Innovationskultur
Wie können Mitarbeiter immer wieder neuen Eindrücken ausgesetzt werden? Und wie können sie immer wieder neue Perspektiven erhalten, damit das erhalten bleibt, was Intel den „Outsider Advantage“ nennt? Das folgende Beispiel zeigt, dass Inspiration ein wichtiger Teil für eine Innovationskultur ist.
Mc Donald’s
Wie werden Unternehmen innovativ? McDonalds hat dazu eine Antwort, die beinahe so einfach ist wie die Produktpalette: Wenn jede Führungskraft Innovation als geistige Haltung verinnerlicht hat. Und wenn jeder Mitarbeiter dazu ermutigt wird, Ideen zu entwickeln, die zu Innovationen führen.
„Wir nutzen Führung als ein Vehikel, um eine Kultur der ständigen Verbesserung und der Innovation bei McDonalds durchzusetzen,“
sagt David Small, ehemaliger Leiter der Führungskräfteentwicklung in den USA. Teamleiter und das mittlere Management werden regelmäßig eingeladen, an Innovationspanels teilzunehmen. Führungskräfte sollen selbstsicher sein, aber nicht in einem Maße, „dass die Wahrnehmung entsteht, andere könnten es nicht besser.“
Die Herausforderung: Eine Innovationskultur als Grundlage für das Wachstum der Zukunft schaffen
In den nächsten Jahren werden mehr und mehr Manager den Beispielen für Innovationskultur folgen. Denn mehr und mehr werden Unternehmen daran gemessen werden, wie viele Ideen und wie viele erfolgreiche Ideen sie etablieren können. Für das Management erfordert das – auf allen Ebenen – ein Umdenken. Die weltweit innovativsten Unternehmen haben Innovation tief in ihrer Kultur verankert. Jedes Projekt, jede Arbeitsgruppe und jeder Prozess ist so gestaltet, dass Hindernisse durch kreative Lösungen schnell und unkompliziert überwunden werden können, Entscheidungen schnell und unbürokratisch getroffen werden und so Ideen entstehen können, wo andere Unternehmen stecken bleiben. Ihre Innovationskultur dient anderen als Beispiel.