Die Intelligenz der Masse – Crowdsourcing

Definition Crowdsourcing

Der Begriff Crowdsourcing wurde geprägt vom amerikanischen Autor Jeff Howe. Er setzt sich zusammen aus den englischen Wörtern Crowd (Menge, Menschenmasse) und Outsourcing (Auslagerung). Beim Crowdsourcing verlegt eine Organisation intern strukturierte Arbeitsprozesse nach außen. Eine Menge von Externen (z.B. Kunden, Geschäftspartner, Querdenker, Branchenexperten und hochmotivierte und engagierte freiwillige Internetnutzer, die an Innovation und Weiterentwicklungen interessiert sind) beteiligen sich aktiv an ausgelagerten Unternehmensaufgaben. Ein Beispiel ist die ISPO OPEN INNOVATION Plattform: Mehrere zehntausend aktive Sportler entwickeln Ideen und innovative Produktkonzepte gemeinsam mit Unternehmen. Die Crowdsourcing-Plattform wird von der Messe München und der Innolytics AG gemeinsam betrieben.

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Crowdsourcing nutzt Schwarmintelligenz

Dieses Wissen der Vielen wird auch Schwarmintelligenz oder kollektive Intelligenz genannt. Das Internet mit seinen modernen Kommunikationsstrukturen ist die Grundvoraussetzung für das Crowdsourcing: So können Internetnutzer unabhängig von Ort und Zeit Wissen austauschen. Erst durch die Entwicklung des Web 2.0 mit seinen sozialen Netzwerken und neuen Informations- und Kommunikationssystemen ist das gemeinschaftliche Entwickeln, Diskutieren und Weiterdenken von Ideen in der Masse möglich.

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Einsatzgebiete des Crowdsourcing

Diese kollaborative Form der kreativen Online-Zusammenarbeit lässt sich in vielen Bereichen einsetzen, wo Kreativität, neue Ideen und konstruktive Meinungen gefragt sind. Crowdsourcing finden wir zum Beispiel im Marketing, Produktdesign und Product Development, im Modedesign, bei der Ideengenerierung für neue Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle, der Lösung konkreter fachspezifischer Probleme, bei der kollaborativen Umsetzung von Projekten, in Form von Open Innovation und als interaktives Innovationsmanagement.

Beispiele für Crowdsourcing

Das bekannteste internationale Beispiel für erfolgreiches Crowdsourcing ist Wikipedia, die größte, mehrsprachige Wissenssammlung im Internet. Jeder kann an der Community teilhaben und Beiträge erstellen und überarbeiten. Es gibt heute kaum einen Begriff, der nicht in diesem Online-Lexikon zu finden ist.

  • Open Street Map ist ein internationales Crowdsourcing-Projekt, das zum Ziel hat, eine freie Weltkarte zu erschaffen. Die Community-Teilnehmer können über GPS-Erfassung oder aus dem Aufbereiten von Luftbildern Daten beisteuern und durch das Melden von Fehlern oder interessanten Punkten die Karte optimieren.

  • Bei Threadless, einer Plattform für das Crowdsourcing von Shirt-Designs, stellen die Community-Teilnehmer selbst Designs online. Die Gemeinschaft kann die Ideen bewerten und als T-Shirt kaufen. Aus allen Design-Vorschlägen werden die besten prämiert.

  • Wie ein Unternehmen in Deutschland Crowdsourcing und Social Media zur Entwicklung neuer Produkte nutzt, zeigt die Messe München mit ISPO OPEN INNOVATION, einer Plattform für neue Lösungen und innovative Produkte für die Sportbranche. Nutzer entwickeln Ideen für neue Produkte und digitale Dienstleistungen, sie testen Innovationen und unterstützen Unternehmen im Entwicklungsprozess.

  • Wie ein Unternehmen in Deutschland Crowdsourcing und Social Media zur Entwicklung neuer Produkte nutzt, zeigt die Messe München mit ISPO OPEN INNOVATION, einer Plattform für neue Lösungen und innovative Produkte für die Sportbranche. Nutzer entwickeln Ideen für neue Produkte und digitale Dienstleistungen, sie testen Innovationen und unterstützen Unternehmen im Entwicklungsprozess.

Weitere mit Crowdsourcing verwandte Begriffe

In den vergangenen Jahren haben sich eine Reihe von Begrifflichkeiten rund um das Thema Crowdsourcing etabliert. In der Praxis werden die Begriffe teilweise als Synonym verwendet, was nicht immer korrekt ist. Die nachfolgende Übersicht zeigt Überschneidungen und Unterschiede zwischen Crowdsourcing und anderen Begriffen auf.

Co-creation

Co-creation bezeichnet die gemeinsame Produktentwicklung von Unternehmen und einer Gemeinschaft aus freiwilligen Usern und/oder Kunden: Die Kollaboration wird auch als Customer Co-creation bezeichnet. Von der Idee, über die Produktion bis hin zum Verkauf sind die Internetnutzer direkt am neuen Produkt beteiligt. Eine Umsatzbeteiligung oder finanzielle Belohnung der Ideen ist abhängig von der veranstaltenden Organisation. Co-creation ist damit ein Teilbereich von Crowdsourcing und bezieht sich auf die direkte Interaktion an einem konkreten Produkt oder Projekt. Co-creation braucht auch nicht immer eine Crowd: Mitunter spricht man bereits davon, wenn Mitarbeiter und Kunden eines Unternehmens gemeinsam einen Workshop durchführen – was wiederum etwas anderes ist als Crowdsourcing.

Crowdfunding

Beim Crowdfunding (Schwarmfinanzierung) schließen sich viele Internetnutzer zusammen und beteiligen sich finanziell mit Eigenkapital an der Unterstützung von Projekten, Produktentwicklungen oder Geschäftsideen. Der Begriff Crowdfunding wurde ebenfalls von Jeff Howe geprägt und etablierte sich erst in den letzten Jahren. Man könnte es als „umgekehrtes Crowdsourcing“ bezeichnen: Während beim „normalen“ Crowdsourcing ein zentraler Auftraggeber die finanziellen Mittel bereitstellt und die Crowd Ergebnisse erarbeitet, ist es hier umgekehrt. Der Auftraggeber bekommt Geld von der Crowd.

Crowdtesting

Das Testen von Software, Spielen und Anwendungen von einer freiwilligen Menge an Online-Usern wird Crowdtesting genannt. Dadurch ist es möglich, die Programme vor ihrer offiziellen Einführung auf unterschiedlichsten Systemen auf Fehler zu prüfen und ihre Usability zu optimieren. Crowdtesting ist damit – ähnlich wie Co-creation – ein Teilbereich von Crowdsourcing. Crowdsourcing umfasst noch weitere Tätigkeiten als das Testen.

Open Source

Open Source heißt übersetzt offene Quelle und steht für öffentlich verfügbare Quelltexte bei Software. In Abhängigkeit von der jeweiligen Lizenzfreigabe kann jeder Programme verwenden, weitergeben, verändern und damit auch weiterentwickeln. Bekannte Beispiele für Open Source sind Linux, Mozilla und Open Office. Im Unterschied zum klassischen Crowdsourcing, bei dem es im Prinzip ein Verhältnis von Auftraggebern (in der Regel Unternehmen) und Auftragnehmern (Mitglieder der Crowd) gibt, entstehen bei Open Source Projekte dezentral. Wissen wird nicht – wie in der Regel bei Crowdsourcing – gegen Geld oder andere Incentives erarbeitet, sondern zumeist frei zur Verfügung gestellt.

Open Innovation

Entscheidet sich eine Organisation für Open Innovationöffnet sie ihren Innovationsprozess über die Unternehmensgrenzen hinaus. Bei der Produktentwicklung fließen Ideen sowohl intern als auch extern ein, also z.B. von Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern. Unternehmen nutzen dafür auch das Crowdsourcing.

Crowdsourcing als Trend

In den kommenden Jahren wird Crowdsourcing an Bedeutung gewinnen. Durch die Digitalisierung und die digitale Transformation wird die Verlagerung von Aufgaben an die Crowd dazu beitragen, Unternehmen im digitalen Wandel Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Vor allem in Branchen, in denen Unternehmen mal mehr und mal weniger Aufträge haben, ist eine Auslagerung von Aufträgen über Crowdsourcing eine attraktive Alternative zur klassischen Festanstellung oder zur Beschäftigung freier Mitarbeiter. Auch lassen sich über Crowdsourcing Spezialisten für bestimmte Aufgaben weltweit erreichen und in Unternehmensprozesse einbinden. Vieles spricht dafür, dass die Crowd immer vernetzter wird – und damit auch die Aufgaben immer weiter verteilt werden: Über Crowdsourcing.